29.08.2024, 18:30 – 21:00 Uhr
Julia Charlotte Richter, Mykola Ridnyi, Anna Zett
Opening-Air-Screening
Ort: Sportplatz, gegenüber Kunst Raum Mitte (Auguststraße 21)
EINTRITT FREI
Das Open-Air-Screening findet auf dem Sportplatz gegenüber des Kunst Raum Mitte statt und zeigt Filme von Julia Charlotte Richter, Mykola Ridnyi und Anna Zett (Research Residency). Sie öffnen den Blick für Formen von Gemeinschaft, die Geschichte nicht als objektiv und vergangen begreifen, sondern durch Momente des Versammelns vergegenwärtigen und neu ausloten. Dabei spielt vor allem die Perspektive junger Menschen eine zentrale Rolle: Ihre Jugend steht für das Eintreten in vorgegebene Strukturen, und damit auch für das Antreten gegen sie. So wird Resilienz und Protest eingeübt, geleistet und aufgeführt, indem mit Hilfe von Popkultur Geschichte gegenwärtig und Unbegreifliches greifbar gemacht wird.
Das Screening beginnt mit einem Artist Talk mit Julia Charlotte Richter und Anna Zett.
18:30 – 19:30 Uhr
Artist Talk
mit Julia Charlotte Richter und Anna Zett (in deutscher Sprache)
20:00 – 21:00 Uhr
SCREENING
Anna Zett, Es gibt keine Angst, 2023 (31 min., deutsch mit englischen Untertiteln)
Julia Charlotte Richter, Training, 2014 (8 min., englisch)
Mykola Ridnyi, The Battle Over Mazepa, 2023 (27 min., englisch, mit englischen Untertiteln)
Anna Zett, Es gibt keine Angst
Im Berliner Archiv der DDR-Opposition spürt Anna Zett erinnerten und vergessenen Ängsten ihrer Kindheit nach. Die Künstlerin verwebt audiovisuelles Archivmaterial und Samisdat aus dem zu Ende gehenden Polizeistaat mit einer aufwühlenden Collage aus Untergrundmusik der späten DDR (Komposition Matti Gajek). Videoaufnahmen von Aktivist*innen aus dem Umfeld der Umweltbibliothek, des Neuen Forums und der Punkszene, Fragmente aus der im Fernsehen übertragenden Revolution und hochverdichtete Stimmen einer 1986 aufgenommenen Lyrikkassette verbinden sich zu einer assoziativen und intimen Erzählung. In unaufhörlicher Zuspitzung führt der Archiv-Thriller zur zweiten Besetzung der Berliner Stasi- Zentrale mit Hungerstreik im September 1990 – einem weitreichenden und dennoch heute kaum bekannten politischen Ereignis. Es gibt Angst. Es gibt Ärger. Es gibt Menschen, die trotz tiefgreifender Gewalterfahrungen auf emotionaler Verbindung und politischer Selbstbestimmung bestehen. Der Kurzfilm Es gibt keine Angst öffnet einen pulsierenden Resonanzraum, der lange nachklingt.
Julia Charlotte Richter, Training
Die Videoarbeit Training bezieht sich auf Formen des Protestierens und beschäftigt sich mit der Rolle von weiblichem* Aktivismus. Die inszenierten Protagonistinnen sind junge Mädchen in Georgien. Gezeigt wird eine intime Atmosphäre des Vorbereitens, Auslotens und Auflehnens. Das Video fragt, was den Mädchen bleibt außer dem naiv-kindlich wirkenden Versuch, für Veränderung zu kämpfen. Ein wichtiger Aspekt in Julia Charlotte Richters Arbeiten sind Zukunftsperspektiven und die mit ihnen einhergehenden gesellschaftlichen Bedingungen, in die junge Menschen hineinwachsen
Mykola Ridnyi, The Battle Over Mazepa
The Battle Over Mazepa befasst sich mit der historischen Bedeutung und heutigen Wahrnehmung von Ivan Mazepa, einem politischen und militärischen Führer der Saporoger Sitsch und der Ukraine links des Dnipro im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert. Von der Hip-Hop-Kultur leiht Ridnyi sich die populäre Form des Rap-Battle, um zwei große Werke der Weltliteratur, die mit dieser historischen Figur verbunden sind, aufeinanderprallen zu lassen: Lord Byrons Mazeppa (1819) und Alexander Puschkins Poltava (1828–29). Während Byron sich Mazepa als liebesbesessenen romantischen Helden ausmalt, zeichnet Puschkin ihn vom kolonialen Standpunkt des Russischen Reichs aus als Verräter. Im Rahmen seiner Arbeit am Film lud Mykola Ridnyi Susanne Strätling, Professorin für Vergleichende Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin, ein, mit vier Rap-Performern*innen zusammenzuarbeiten, um die idealisierten und imperialistischen Mazepa-Erzählungen der beiden Gedichte zu zerlegen und eine moderne Interpretation davon zu schreiben. Die Performer*innen Elie, Moh, Caxxianne und Exo repräsentieren unterschiedliche Stile der Hip-Hop-Kultur und der Spoken Word Performance. Die daraus resultierenden Verse vermischen historische Themen mit aktuellen Gefühlen und verdeutlichen die Dringlichkeit von Ereignissen, die sich vor Jahrhunderten ereignet haben, und ihre Resonanz in der heutigen globalen Welt.
The Battle Over Mazepa wurde realisiert mit Unterstützung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa (Ad-hoc-Stipendium) in Zusammenarbeit mit dem Berliner Programm für künstlerische Forschung.
Ort: Sportplatz, gegenüber Kunst Raum Mitte (Auguststraße 21)
EINTRITT FREI
Das Open-Air-Screening findet auf dem Sportplatz gegenüber des Kunst Raum Mitte statt und zeigt Filme von Julia Charlotte Richter, Mykola Ridnyi und Anna Zett (Research Residency). Sie öffnen den Blick für Formen von Gemeinschaft, die Geschichte nicht als objektiv und vergangen begreifen, sondern durch Momente des Versammelns vergegenwärtigen und neu ausloten. Dabei spielt vor allem die Perspektive junger Menschen eine zentrale Rolle: Ihre Jugend steht für das Eintreten in vorgegebene Strukturen, und damit auch für das Antreten gegen sie. So wird Resilienz und Protest eingeübt, geleistet und aufgeführt, indem mit Hilfe von Popkultur Geschichte gegenwärtig und Unbegreifliches greifbar gemacht wird.
Das Screening beginnt mit einem Artist Talk mit Julia Charlotte Richter und Anna Zett.
18:30 – 19:30 Uhr
Artist Talk
mit Julia Charlotte Richter und Anna Zett (in deutscher Sprache)
20:00 – 21:00 Uhr
SCREENING
Anna Zett, Es gibt keine Angst, 2023 (31 min., deutsch mit englischen Untertiteln)
Julia Charlotte Richter, Training, 2014 (8 min., englisch)
Mykola Ridnyi, The Battle Over Mazepa, 2023 (27 min., englisch, mit englischen Untertiteln)
Anna Zett, Es gibt keine Angst
Im Berliner Archiv der DDR-Opposition spürt Anna Zett erinnerten und vergessenen Ängsten ihrer Kindheit nach. Die Künstlerin verwebt audiovisuelles Archivmaterial und Samisdat aus dem zu Ende gehenden Polizeistaat mit einer aufwühlenden Collage aus Untergrundmusik der späten DDR (Komposition Matti Gajek). Videoaufnahmen von Aktivist*innen aus dem Umfeld der Umweltbibliothek, des Neuen Forums und der Punkszene, Fragmente aus der im Fernsehen übertragenden Revolution und hochverdichtete Stimmen einer 1986 aufgenommenen Lyrikkassette verbinden sich zu einer assoziativen und intimen Erzählung. In unaufhörlicher Zuspitzung führt der Archiv-Thriller zur zweiten Besetzung der Berliner Stasi- Zentrale mit Hungerstreik im September 1990 – einem weitreichenden und dennoch heute kaum bekannten politischen Ereignis. Es gibt Angst. Es gibt Ärger. Es gibt Menschen, die trotz tiefgreifender Gewalterfahrungen auf emotionaler Verbindung und politischer Selbstbestimmung bestehen. Der Kurzfilm Es gibt keine Angst öffnet einen pulsierenden Resonanzraum, der lange nachklingt.
Julia Charlotte Richter, Training
Die Videoarbeit Training bezieht sich auf Formen des Protestierens und beschäftigt sich mit der Rolle von weiblichem* Aktivismus. Die inszenierten Protagonistinnen sind junge Mädchen in Georgien. Gezeigt wird eine intime Atmosphäre des Vorbereitens, Auslotens und Auflehnens. Das Video fragt, was den Mädchen bleibt außer dem naiv-kindlich wirkenden Versuch, für Veränderung zu kämpfen. Ein wichtiger Aspekt in Julia Charlotte Richters Arbeiten sind Zukunftsperspektiven und die mit ihnen einhergehenden gesellschaftlichen Bedingungen, in die junge Menschen hineinwachsen
Mykola Ridnyi, The Battle Over Mazepa
The Battle Over Mazepa befasst sich mit der historischen Bedeutung und heutigen Wahrnehmung von Ivan Mazepa, einem politischen und militärischen Führer der Saporoger Sitsch und der Ukraine links des Dnipro im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert. Von der Hip-Hop-Kultur leiht Ridnyi sich die populäre Form des Rap-Battle, um zwei große Werke der Weltliteratur, die mit dieser historischen Figur verbunden sind, aufeinanderprallen zu lassen: Lord Byrons Mazeppa (1819) und Alexander Puschkins Poltava (1828–29). Während Byron sich Mazepa als liebesbesessenen romantischen Helden ausmalt, zeichnet Puschkin ihn vom kolonialen Standpunkt des Russischen Reichs aus als Verräter. Im Rahmen seiner Arbeit am Film lud Mykola Ridnyi Susanne Strätling, Professorin für Vergleichende Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin, ein, mit vier Rap-Performern*innen zusammenzuarbeiten, um die idealisierten und imperialistischen Mazepa-Erzählungen der beiden Gedichte zu zerlegen und eine moderne Interpretation davon zu schreiben. Die Performer*innen Elie, Moh, Caxxianne und Exo repräsentieren unterschiedliche Stile der Hip-Hop-Kultur und der Spoken Word Performance. Die daraus resultierenden Verse vermischen historische Themen mit aktuellen Gefühlen und verdeutlichen die Dringlichkeit von Ereignissen, die sich vor Jahrhunderten ereignet haben, und ihre Resonanz in der heutigen globalen Welt.
The Battle Over Mazepa wurde realisiert mit Unterstützung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa (Ad-hoc-Stipendium) in Zusammenarbeit mit dem Berliner Programm für künstlerische Forschung.