Die Research Residency im Kunst Raum Mitte wurde an die Berliner Künstlerin Anna Zett vergeben. Im Rahmen ihres zweimonatigen Recherche-Aufenthaltes im Kunst Raum Mitte fragt Anna Zett nach Formen und Praktiken der Rituellen Assoziation – performativen Ereignissen, die formal, affektiv und physisch konkret sind, aber auf der Bedeutungsebene offenbleiben. Anna Zett untersucht performative Aktionen der späten DDR und sucht nach gesellschaftspolitischen Parallelen zur chinesischen Performancekunst der Umbruchsjahre 1989/90, die derzeit – vor dem Hintergrund fortgeschrittener Zensur – in China neu rezipiert wird.
Anna Zett: „Angesichts der gegenwärtigen Einhegung des Denkens in nationale Kontexte, systemischer Destabilisierung und politischer Repression, setze ich in meiner künstlerischen Forschung einen Schwerpunkt auf assoziative Verbindungen über historische und geopolitische Schwellen hinweg.“
Vor dem Hintergrund ihrer Forschungsaufenthalte und Film-Screenings in Beijing, Fushun und Shanghai sowie der langjährigen Arbeit an ihrem partizipativen Format Postsozialistische Gruppenimprovisation behandelt Anna Zetts Rechercheprojekt „autonome“ Performance-Kunst als körperliche und relationale Selbsterfahrung. Ihr künstlerisches Interesse liegt auf den Beziehungen, die im historischen Material der ehemaligen galerie weisser elefant dokumentiert sind, den daraus entstehenden eigenen Verknüpfungen sowie Assoziationen mit gegenwärtigen oder historischen Konflikten.
Anna Zett (*Leipzig, DDR) ist Künstlerin und lebt in Berlin. Ihre analytische, alle Sinne ansprechende narrative Praxis stellt dominante Bedeutungsstrukturen in Frage und schafft Raum für offenen Dialog, intensive Begegnung und freie Assoziation. Dabei entstehen Filme, Texte, Performances, Hörspiele, berührbare Installationen und partizipative Live-Formate. Seit der Veröffentlichung ihrer ersten Videos 2014 wird Anna Zetts Arbeit in Kontexten zeitgenössischer Kunst, Forschung, Film und Performance gezeigt – in selbst-organisierten Räumen sowie Institutionen (z.B. Serpentine Gallery London, Berlinale Forum Expanded, Berlinische Galerie, HKW, Whitney Museum New York, Goethe Institut Beijing, Manifesta 14 Priština). 2018 wandte sich Anna Zett der eigenen Ostperspektive zu. Infolge einer Recherche im Berliner Archiv der DDR Opposition entstand die Werkreihe „Deponie“ und der Archivthriller „Es gibt keine Angst“ (2023). Zu ihren Veröffentlichungen zählen zwei experimentelle Rundfunk-Hörspiele (DLF 2015, BR 2017) und eine literarische Textsammlung (Divided Publishing, 2019).